Wenn auf einem Grundstück in unmittelbarer Nähe zu einem raumgreifenden skulpturalen Baudenkmal ein neues Gebäude errichtet werden soll, fühle ich mich als Architektin besonders herausgefordert – noch dazu, wenn dieses Baudenkmal von einem Meister des Architekturfaches wie Peter Neufert gebaut worden ist.

Peter Neufert ist einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit, der vor allem in Köln, vereinzelt aber auch im Ruhrgebiet mit exzeptionellen Bauten Zeichen gesetzt hat. In seiner „systemischen Architektur“ hat er sich von den üblichen starren Gliederungen verabschiedet und überaus lebendig gestaltete Gebäude mit flexiblen, funktionsorientierten Raumaufteilungen geschaffen. Das in den 60er-Jahren errichtete „Haus C“ mit seinen kühn gegeneinander versetzten geometrischen Formen ist ein herausragendes Beispiel hierfür. Mit diesem landschaftsprägenden Gebäude sollte mein Entwurf für eine unterhalb dieses Hauses geplante neue Villa bewusst nicht in Konkurrenz treten. Die Hanglage des gut 5.000 m2 großen Grundstücks erlaubte es, mit einem Höhenschnitt zu arbeiten – vom Haus C aus wird der Blick ins Freie durch das neue Gebäude nicht beeinträchtigt. Betrachtet man beide Gebäude zusammen, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Die neue Villa greift Formprinzipien, Materialität und Farbgebung von „Haus C“ auf: In gewisser Weise ist sie eine Hommage an das „Haus C“, setzt aber ganz eigene Akzente.

Mit dem Entwurf konnten wir das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege überzeugen: „Der von Ihnen vorgelegt Entwurf zeigt, dass Sie sich intensiv mit den gestalterischen Elementen des Architekten Peter Neufert auseinandergesetzt haben. Die Teilung des Grundstückes, die Anordnung und Gestaltung des Neubaus und der Gartenbereich sind so geplant, dass die Bedeutung des geschützten Wohnhauses, der Erhalt des Ausblicks und eine Rahmung des Ausblicks durch vorhandene oder ergänzende Bepflanzung Berücksichtigung finden. Die besondere Qualität ihres Entwurfes zeigt den Respekt vor dem Baudenkmal und ist wie eine Weiterentwicklung der gestalterischen Ideen des Baudenkmales in dem Neubau zu sehen.“ Ein Lob, das mich freut und bestätigt.